Bauwerkbegrünung

„Die Architektur der Gegenwart schließt nur sehr selten eine strategische Anwendung von Pflanzen ein. Dabei können die klimaaktiven Vegetationsflächen an und auf Gebäuden als signifikante Positivfaktoren sowohl für den Klimaschutz als auch für die Energieeffizienz wirksam werden.“ (Frank Hartmann)

Klimawechsel vor der Haustür: Das Stadtklima ist heute geprägt von der Überhitzung städtischer Speichermassen, welche eine natürliche, reinigende Durchlüftung in der Nacht behindert und somit die natürliche energiesparende Nachtauskühlung der Gebäude blockiert! Selbst heute werden im Rahmen von Quartierssanierungen sogenannte Verkehrsflachen vollflächig versiegelt. Folge: die Aufheizung steigt. Der Baum als solcher wirkt dabei oft recht armselig und lediglich als Alibi. Bauwerksbegrünung ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaschutz. In einem Fachbeitrag erläutert Frank Hartmann den sehr bedeutenden Klimafaktor Bauwerksbegrünung, sowie die gesundheitlichen Vorteile für den Menschen in lebensqualifizierenden Wohn- und Arbeitsquartieren.

Den vollständigen Fachbeitrag „Klimaaktives Bauen mit grünen Dächern und Fassaden“ erhalten Sie als PDF hier

Klimaaktive Vegetationsflächen im Umraum

Besonders im städtischen Bereich ist eine Bauwerksbegrünung von enormer Bedeutung für das städtische Ökosystem (Mesoklima) und bildet überhaupt die Grundlage für einen menschengerechten Lebensraum: Stadt. Eine Dach- und/oder Fassadenbegrünung vermag das unmittelbare Mikroklima und die Biodiversität gleichermaßen positiv zu beeinflussen. Ebenso die Lebensraumqualität für die Bewohner, Nachbarn und Passanten. Für den Menschen ergeben sich daraus unmittelbare gesundheitliche Vorteile: durch verbesserten Schallschutz, Bindung von Feinstäuben und Filterung/Reinigung der angrenzenden, bzw. in den Innenraum einströmenden Außenluft. Die natürlichen Wechselwirkungen einer Umgebung mit Pflanzen, stehen für uns Menschen im gebauten Umraum im Einklang mit sommerlichem Hitzeschutz und winterlichem Wärmeschutz. Es können vielfältige Synergien erwirkt werden: mit der Rückhaltung von Regenwasser, zusätzlicher Schutz der Baukonstruktion und Oberflächen, Reduzierung sommerlicher und winterlicher Lasten. Die pflanzliche Evapotranspiration, die Lichtreflexion, die Verschattung und die Verdunstungskühle im Sommer des von Bauwerksbegrünungen gespeicherten Regenwassers verbessern das Mikroklima signifikant.

Luftreinigende Wirkung und Schutz des Bauwerks

Die Luftreinigung der Pflanzen durch Staubausfilterung und Feinstaubbindung an ihrer Blattoberfläche, sowie die CO2-Bindung und Sauerstoffproduktion der Pflanzen durch Photosynthese verbessern die Außenluftqualität nachhaltig. Besonders bei der dezentralen Außenluftnachführung (Luftwechsel) vom Außen- in den Innenraum, unterstützt die Bauwerksbegrünung die Lufterneuerung im umbauten Raum durch die Qualitätssteigerung der Außenluft im Umraum. Immergrüne Fassadenpflanzen entfalten besonders auch im Winter einen hochwertigen Nutzen für das Gebäude, durch ihren Windschutz (der in der Betrachtung von Auskühlverhalten von Gebäuden oft unterschätzt wird), durch die verbesserte Trockenhaltung der thermischen Hülle und durch einen zusätzlichen Wärmeschutz- (und Dämm) -Effekt bis hin zum Schlagregenschutz!

Verbesserter Lebensraum

Quartierübergreifende Gebäudebegrünung zur Verbesserung des Mikroklimas wirken sich auf das städtische Mesoklima aus. Gleichzeitig erzeugt die mit einer konsequenten Bauwerksbepflanzung verbundene Gestaltungsverbesserung des Umfelds eine Steigerung der Arbeitsplatzqualität, des Wohnwerts und der sozialen Bindung der Bewohner untereinander. Der Beitrag zur CO2-Reduzierung ist ungleich größer und nachhaltiger, als wenn man einfach nur Sondermüll und Kunststoffe an die Fassaden nagelt. Sicherlich macht es auch in Sachen Klimaschutz letztendlich die Vielfalt. Eine Nutzung zum Anbau von Nahrungsmitteln (Urban Farming, öko-sozialer Gartenbau, usw.) ist selbstredend ebenso möglich. Fassadenbegrünung und begrünte Flachdächer vermeiden durch ihre Verschattungs- (Verdunstungs-) kühlung, Infrarot- und UV-Strahlungsextreme und schützen so die Materialien vor mechanischer Überbeanspruchung und vorzeitiger chemischer Alterung. Das Rückhaltevermögen von Niederschlägen in Substrat, Bewuchs und Regenwasserspeichern führt durch die reduzierte und zeitversetzte Kanaleinführung (wenn es sein muss!) zur Entspannung der Starkregenproblematik und zur Entlastung der Kanalisation, bzw. einer nachhaltigen Niederschlagswasser-Bewirtschaftung. Konsequente Fassadenbegrünungen mit Klettergerüsten in einer vorgestellten separaten Ebene lassen geschützte Geschoss-Umgänge zur Wartung des Gebäudes und der Begrünung zu. Sie kühlen die Fassade, bieten Sonnenschutz, Schall-Absorbtion und einen verbesserten Schutz vor Schadstoffen und Verschmutzungen.